Hier können Sie Ausschnitte aus meiner schriftstellerischen Arbeit einsehen. Sie finden Texte , die in Zeitschriften veröffentlicht wurden, Lehrtexte, Gedichte, ein Drehbuchauschnitt (Drehbuch „Rollenspiele“  Stefanie Stroebele, M. Freivogel) und Ausschnitte aus Büchern, die über mich zu beziehen sind.

Leseproben(alle Texte sind rechtlich geschützt - unerlaubter Abdruck, ungenehmigte Veröffentlichung oder Lesungen sind verboten. Rechte bei M. Freivogel) :

Texte zum Leben (veröffentlicht in KGS-Berlin)

Ein Fest der Liebe

Weihnachtszeit – eine Zeit voller Gegensätze, die jeder anders erlebt.

Weihnachten. Die Düfte der irdischen Genüsse, das Lichtermeer im Dunkeln, die wärmenden Räume der Nähe. Bei jedem wird ein eigenes Bild entstehen, auch wenn es das der Ablehnung ist. In einer Jahreszeit, in der Kälte und Dunkelheit mehr Raum einnehmen und die Natur zu sterben scheint, ist das Fest der Liebe entstanden. Als eine Verbindung scheinbarer Gegensätze aus heidnischen und christlichen Ritualen. Ein Ort für alles, was uns scheinbar fehlt: Fülle und Wachstum, Abwechslung und Farbigkeit, Wärme und Licht, Lebendigkeit und Liebe. Es ist einer Person gewidmet, die den Gegensatz schlechthin darstellt: Christus, der Gottessohn am Kreuz, der sich opfert, um uns zu retten. Also ein Fest gegen die Angst. Wie ein Vergrößerungsglas lässt es unsere Sehnsüchte, Befürchtungen und Wünsche wachsen, aber auch erkennbar werden. Eine Zeit, in der wir beschenkt, beglückt, geliebt werden möchten. Aber wie und durch was? So viele Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. So viel Druck, das Optimale, das Perfekte herauszuholen. So viele Bilder sind vorgegeben. Was für ein Spannungsfeld! Was für eine Herausforderung. Jedes Jahr wird das Fest der Liebe auch zum Test der Liebe. In kaum einer Zeit gibt es so viele Auseinandersetzungen, so viele kleine und große Explosionen. Was völlig natürlich ist: Wenn wir Liebe erleben wollen, wird sich auch alles zeigen, was der Liebe im Wege steht. Natürlich wissen wir das, sind vorbereitet, geschult und gebildet, so bewusst, so vernetzt. Werden wir nun glücklicher, wird alles jetzt gut werden? Werden wir endlich erlöst? Wir haben Zugang zu allen Weisheiten der Welt, besitzen Wissen.
Die Chance: die Selbstliebe

Doch gibt es überhaupt einen Ausweg aus dem Irrenhaus der unterschiedlichen Ansichten, Wünsche, Ziele? Ja, einen sehr schwierigen und ganz simplen. Wir dürfen einfacher werden. Wir dürfen uns an ganz einfache, altbekannte und vielleicht langweilige Wahrheiten halten: Wenn Spannung zu groß wird, dürfen wir Entspannung finden. Aber wir müssen uns Zeit dafür nehmen, nur Erschöpfung kommt von allein. Der Verstand mit all seinen Rollen und Bildern darf dann zurück treten. Wir dürfen über den Körper wieder fühlen und spüren, was uns wirklich entspricht. Wir dürfen uns die Natur zum Vorbild nehmen und uns zurück ziehen, wenn die Kälte und der Druck von außen zu groß werden. Wir dürfen den Leitsatz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ immer wieder neu als Herausforderung empfinden. Und erst mal uns selbst lieben. Und das Selbst entdecken, dass hinter allen Rollen und Wünschen liegt, in völligem Frieden. Wir finden es an Orten der Stille, in uns, wo wir alles loslassen können, was an uns zieht. Wo alle Vorstellungen zu dem werden, was sie sind – zu Spielmöglichkeiten, die wir aber nicht zwingend benötigen um das Leben genießen zu können. Wir wissen zwar um die Projektionen, die künstlichen Bilder, aber wir unterschätzen noch immer deren Kraft. Und lassen uns dann wie der Zauberlehrling durch unsere Vorstellungen und deren Energien bewegen, die wir vor die Wirklichkeit gestellt haben. Und übergehen dabei, dass uns das Leben immer das Passende anbietet, das wir völlig ausreichend sind mit dem, was wir zur Verfügung haben. Nehmen wir Disharmonien als Möglichkeiten, als Geschenke zu einem besseren Verständnis wahr, kann Liebe auf individuelle, passende Art entstehen. Der Ausgangspunkt ist immer das Mitfühlen – zuerst mit sich und dann mit der Umwelt. Eine Achtung vor den eigenen und fremden Grenzen. Und aus der Fülle der Selbstliebe werden wir dann auch Liebe schenken können.

Reisen - Wege zum Selbst

Reisezeit. Eine Zeit für Sehnsüchte und Wünsche. Für Neues und für Abwechslung. In ihr spiegelt sich ein Gefühl wieder, das nach Fernweh duftet und die Hoffnung auf Erneuerung, auf Erholung in sich trägt, genauso wie die Sehnsucht nach Weite, nach Freiheit. Raus aus dem Alten, endlich frischen Wind in den Alltag wehen lassen. Doch gleichzeitig steckt in dem Begriff auch eine Aktion, die mit Unsicherheit, mit Angst verbunden sein kann – das Fortgehen aus dem Vertrauten, das Loslassen der gewohnten Umgebung, der sicheren, weil bekannten Räume – und oft reist der Mensch deshalb an Plätze, wo er wenigstens etwas Vertrautes wiederfindet oder sich schaffen kann und damit Orientierung und Stabilität nicht ganz verliert. Ob nach Tibet oder nach Afrika, ob in die heimische Bergwelt oder an die See, ob in den Süden oder den Norden - zu allen Zeiten war Reisen nicht nur die Entdeckung fremder Welten, sondern durch die Begegnung mit dem Unbekannten auch die Begegnung mit sich selbst: Was bin ich? Was esse ich gern? Wie wohne und schlafe ich? Woran glaube ich? Was macht mir Freude? Aus dem Kontakt mit dem Fremden wird so auch der Kontakt mit den eigenen Regeln, Grenzen und Eigenheiten. Je nach Offenheit und Bereitschaft können dann diese Grenzen erweitert, die Gewohnheiten durch Neues ergänzt werden. Doch diese Erlebnisse sind nicht nur auf unseren Urlaub reduziert. Wenn wir wollen, können wir das ganze Leben als Reise und damit als Möglichkeit zur Selbstentdeckung und Erweiterung nutzen. Ist nicht der Besuch bei Freunden eine kleine Reise in ein anderes Dasein. Das Lesen eines Buches führt uns in die Lebenssicht des Autors. Die unterschiedliche Art zu essen ist eine Reise zu dem, womit und wie ich mich nähren möchte. Die Zeit mit Lebewesen kann wie eine Reise zu einem anderen Planeten sein, denn kein Wesen ist gleich – wir haben vielleicht Schnittmengen, aber es gibt viel Neues, Anderes und scheinbar Unbekanntes zu entdecken. Sogar ein Gespräch ist der Kontakt zu einer anderen Erfahrungswelt. Und selbst in uns gibt es soviel Unentdecktes, dass eine Reise nach innen spannend und lohnenswert ist – fragen Sie Freud. Aus allen Reisen lässt sich neuer Reichtum und auch Verständnis für unser Leben entwickeln. Alle Lehren, die sich mit der Harmonisierung des Lebens beschäftigen, veranstalten deshalb ihre eigen „Reisen“. In den asiatischen, orientalischen, ja auch in den westlichen Ausrichtungen wird die Wahrnehmung des Körpers und der Sinne geübt – das Ankommen und Eintauchen in die Schönheit und die Geschenke des jetzigen Moments, eine Befreiung des Lebens. Als Hilfe wird immer ein „Reisemobil“ zur Verfügung gestellt, eine Form. So wird oft der Atem genutzt um zu sich und der innewohnenden Harmonie zu finden – meist mit verblüffendem Erfolg beim Auflösen der eigenen Blockaden und Hemmungen, sowohl im Körper wie in der Psyche. Auch die Psychologie nützt deshalb Atemübungen und sehr viele Reisetechniken, darunter die sogenannten „Phantasiereisen“, die eine Tür in unser Unterbewusstes öffnen können, was oft befreiende, erhellende Wirkung hat. Oder die Formen des Yoga, des Qi Gong und der Kampfkunst – eine Reise zu unseren unbewussten Möglichkeiten und Begrenzungen. Wenn wir eine Asana im Yoga einnehmen, erfahren wir nicht nur die Grenzen und Möglichkeiten der Dehnung, die Aktivierung des Körpers, sondern auch die Fähigkeiten des Atmens und der inneren Geisteskraft. Tauchen wir in eine Form des Tai Chi ein, so konfrontieren wir uns mit den Schwierigkeiten der Körper- und Geistbeherrschung ebenso wie mit der Herausforderung einen Raum oder einen Partner zur Verfügung zu haben. Es ist der bewusste Austausch mit der Umgebung im Lebensfluss – eine hohe Schule der Wahrnehmung, eine nie endende Reise mit immer wieder neuen Eindrücken. Wie im Leben. Über die äußere Form einer Haltung oder Bewegung, über ihre Einschränkung können wir uns und unsere unbenutzten, unbewussten Qualitäten wiederentdecken, die unbemerkt im Verborgenen ruhen. Doch diese Reise zu sich selbst, wie übrigens jede Reise, hat noch ein besonderes Ziel und hier schließt sich der Kreis: Immer wenn wir von Reisen etwas mitgebracht haben, etwas, dass uns gut tut, was zu uns passt, sollten wir dies in unseren Alltag integrieren. Es wie das schöne Bild, wie den Seidenschal, die Statue, den Schmuck auch zu Hause genießen und damit leben. Das selbe gilt für die inneren Reisen und deren Erweiterungen, die unser Denken und Fühlen zu mehr Liebe und einem erfüllten Leben führen. Reisen – was für ein schöner, sinnvoller Bestandteil des Lebens.

Das kleine  Licht – ein Märchenbuch für Kinder und Erwachsene

Ausschnitt aus dem 1. Kapitel „Schön, Dich kennen zu lernen!“

Oh, guten Tag! Es freut mich, dich begrüßen zu dürfen. Wenn du magst, würde ich dich gerne zu einer Reise einladen. Das klingt sicher seltsam. Wir kennen uns ja noch gar nicht richtig. Und vielleicht hast du es dir schon irgendwo richtig bequem gemacht, im Garten unter einem Baum oder an deinem Lieblingsplatz zu Hause, mit heißer Schokolade, einem Apfel oder Marmeladebroten. Oder du liegst schon im Bett, eingekuschelt unter der Decke. Hab´ keine Angst. Obwohl es schon sehr spannend werden wird, weil es eine ganz besondere Reise ist, die ich mit dir machen möchte. Sie führt uns sehr weit weg von dem Ort, an dem Du dich gerade noch befindest. So weit weg, dass wir die Reise weder zu Fuß, noch mit einem Fahrrad, Auto oder Zug unternehmen können. Ja, nicht einmal mit einem Flugzeug oder Raumschiff. Und auch deinen Körper lassen wir da.
Du glaubst mir nicht? Du glaubst, dass so etwas gar nicht geht? Lass dich überraschen, es ist einfacher als du denkst.
Du reist nämlich mit deiner Phantasie und deiner Vorstellungskraft! Denn der Ort, von dem ich dir erzählen möchte, ist selbst für einen Lichtstrahl weit entfernt. Er würde sehr, sehr viele Jahre brauchen um dorthin zu gelangen.
Deshalb möchte ich dir ein Geheimnis verraten: deine Gedanken haben eine besondere Zauberkraft. Und jeder Mensch besitzt diese geheimnisvolle Kraft, aber nur wenige wissen davon. Denn die Gedankenkraft hat eine unglaubliche Fähigkeit: nur sie kann Zeit und Raum überwinden und dich blitzschnell an jeden Ort und zu jedem Lebewesen bringen. Du glaubst mir nicht? Lass dich überraschen und probiere es aus!
Denk mal an einen besonders schönen Moment in deinem Leben, irgendein ganz wunderbares Erlebnis. Egal, welches dir einfällt. Und jetzt stell dir den Ort vor, wo dieses wunderbare Erlebnis statt gefunden hat. War es im Freien oder in der Wohnung oder ganz woanders? Stell dir diesen Raum so genau wie möglich vor – kannst du das?! Und jetzt stell dir vor, und zwar so genau du kannst: wie warm oder kalt war es, hat es dort irgendwie gerochen, vielleicht geduftet oder gestunken. Und überlege noch ob andere Menschen oder Tiere dort waren, auch die kleinsten sind wichtig. Dann erinnere dich, was sie getan haben und was du getan und erlebt hast. Dazu schließe jetzt einige Momente lang die Augen und versuche dir alles ganz genau vorzustellen. Das kannst du sicher.
Nun, wie war das für dich? Konntest du dieses schöne Gefühl von damals wieder spüren? Wenn ja kannst du mit der Zauberkraft deiner Gedanken schon ganz gut umgehen. Wenn nicht, auch nicht schlimm! Dann brauchst du nur ein bisschen Übung – vielleicht lernst du es auch während dieser Geschichte.

Ausschnitt aus dem 2. Kapitel  „Die nächtliche Begegnung mit dem Wirbelwind“

Versuche dir folgendes vorzustellen: Ich war nachts unterwegs, da wo die hohen Berge stehen. Ich kam vom Gipfel und die Sonne war gerade untergegangen und hatte den ganzen Himmel in ein glühendes gelb-rot-blaues Lichtermeer verwandelt. Nach und nach kroch die Dunkelheit über das Himmelszelt. Bald würde es finster sein.
Ich beeilte mich das Tal zu erreichen. Und als ich durch einen kleinen Wald ging, rauschte es in den Blättern der Bäume. Auf dem See, in dem sich jetzt die Sterne spiegelten, begann sich das Wasser zu kräuseln. Und dann war er plötzlich da: ein kleiner, lustiger Wirbelwind, ziemlich staubig vom weiten Weg, den er zurückgelegt hatte, aber auch ganz aufgeregt von der Geschichte, die ihm sein Vetter, der Venuswind berichtet hatte. Der Venuswind ist ein Sternenwind, der durch das ganze Weltall zieht und schon seit Urzeiten unterwegs ist. Der kleine Wirbelwind wirbelte vor mir auf und ab, ganz begierig zu erzählen.

Ausschnitt aus dem 3. Kapitel  „Die Geschichte vom kleinen Licht“

Schon seit unendlich langer Zeit soll es ein riesiges Licht ganz am Ende des Universums geben. Es ist so lebendig wie du und ich, es ist klug und weise und größer als alles, was du dir vorstellen kannst. Wenn Du es sehen könntest, würdest du deinen Blick nicht von ihm abwenden, so einzigartig ist es.
Es leuchtet vollkommen golden, freundlicher als der Schein einer Kerze und schöner als alle Sonnen im Weltall. In seiner Nähe ist es immer herrlich warm, und niemand kann sich an ihm verbrennen.
Es ist das reinste und schönste Licht, das Du Dir vorstellen kannst. Auf ihm spielen und tanzen glücklich unzählige kleine goldene Lichtlein, das sind seine Kinder. Sie haben feine zarte Körper, wie Nebelschwaden und auf ihrer Brust leuchtet ein kleines, zartes, rotes Herz. Sie sind so wundervoll, dass es mit Worten nicht zu beschreiben ist. Ein jedes ist ein bisschen anders, mal etwas größer, mal etwas breiter, mal kleiner, mal dicker, mal dünner.
Eines strahlt kräftiger, das andere wärmer, wieder eines heller. Das eine ist wild, das andere ruhig. So hat ein jedes seine Besonderheit und wird von dem großen Mutterlicht sehr geliebt. Es ist stolz auf seine begabte, große Kinderschar.

Ausschnitt aus dem 4. Kapitel  „Die streitenden Meteoritenbrüder Quorx und Quarx“

Es war noch gar nicht weit geflogen, da begegnete es den beiden streitsüchtigen Meteoritenbrüdern Quorx und Quarx. Meteoriten musst du dir wie ziemlich große Steine vorstellen, ungefähr so groß wie ein Berg, was ja ziemlich riesig für uns Menschen und wohl auch für ein kleines Licht ist. Und diese beiden konnten auch noch sprechen. Das klang scheppernd und dröhnend und machte einen ganz enormen Radau. Aber auch sonst waren sie ziemlich lebendig, wie sich noch heraus stellen sollte. Quorx war etwas knubbeliger, breiter und schwerer. Irgendwie ganz niedlich, fand das kleine Licht. Quarx dafür etwas länger und schmaler.
Nach der Explosion ihres Heimatplaneten Pax 3 waren die beiden ins Weltall geschleudert worden und stritten nun schon, ob du es glaubst oder nicht, jahrtausendelang miteinander. Dabei konnte sich doch tatsächlich keiner von beiden noch an den Grund des Streites erinnern, aber nachgeben, nein, das wollte auch keiner. Und so zankten sie sich um die verrücktesten Dinge, die du dir vorstellen kannst.
Zum Beispiel, wo gerade oben und unten ist. Denn das ist im Weltraum wirklich Ansichtssache. Oder wer mehr Krater auf der Oberfläche hatte. Und gerade als das kleine Lichtlein in ihre Nähe kam, ging es wieder ganz wild zu!
Es schepperte und dröhnte, rummste und bumste, dass einem die Ohren klingelten.
Quorx schrie: „ Hau doch endlich ab, du hässlicher, dummer Steinhaufen! Ich will endlich meine Ruhe haben.“  „ Du fliegst mir doch nach, du geistesgestörter Felsbrocken. Ich habe dich nicht darum gebeten, ganz sicher nicht!“, entgegnete Quarx.
„ Ha! Ha! Ha! Das ich nicht lache! Wenn ich nach rechts fliege, fliegst du doch auch nach rechts. Und wenn ich nach links fliege, folgst du mir auch dorthin.“ , zischte Quorx.
Jetzt wurde Quarx erst richtig wütend: „ Du...du...du lügst ja! Du machst mir alles nach und jetzt lügst du auch noch! Du gemeiner Schutthaufen!“
Das kleine Lichtlein, das die ganze Zeit zugehört hatte, war ganz fasziniert von dem Streit. Es konnte jedes Wort verstehen. Denn Lichtlein verstehen jede nur erdenkliche Sprache des Weltalls. Aber was es noch nie erlebt hatte, war das Streiten. Auf dem großen Licht kannte man nämlich keinen Streit und keinen Zorn.


Ausschnitte aus Gedichten von Mario Freivogel:

Mutterliebe

Der rollende Donner in der Ferne,
der Blitze funkelndes Geleucht,
schufen eine beschützende Wärme
die nährende Nähe,
der Fluß des Regens
sanft und stetig
und die Fülle deiner Liebe,
Mutter,
waren ein Nest für meine Kinderseele.

Die Zärtlichkeit der Rose

In dem Garten meiner Träume,
wo die Sehnsucht den Boden bestellt
und die Hoffnung den Himmel gewoben hat,
sollst du
im lichten Raum
eine Rose sein,
gewachsen aus Kristall
mit kräftigen Dornen und weichen roten Blättern
zu wachen
über den Weg,
den ich zu gehen habe,
zärtlich und unerbittlich,
tröstlich und aufrichtig,
bewaffnet mit dem Schwert der Ehrlichkeit
unter dem Schutz der Liebe
- mein Licht am dunklen Gestade der Zukunft


Das Grab

Träume,
zerstückelt im Gerede,
Sand im Wind, der aus Norden weht,
Salz auf trockenen Lippen, ein Widerhall des grossen Meeres,
und die Kinderschaufel gräbt das Loch,
in das sie fallen,
eingehüllt in Reinheit,
gelebte Illusion, bedeckt von Erde,
bereit zu vergehen
zu ruhen,
um dereinst neu zu leben.


Der Weg zurück

Wenn ich zu Dir aufsteige,
wenn ich meinen zermürbten Körper ab streife
und meine Seele tanzen geht,
blicke ich auf das zurück,
was gut und schlecht,
was hässlich und schön,
was vielleicht nur meine Wertung,
aber nicht die Welt gewesen ist.
Alles geschah um den Weg zu suchen und zu finden,
der von mir geschlagen werden sollte
durch den Berg der Illusionen
und finde ich das Licht der Liebe,
so finde ich auch den Weg zurück.

Ganz kurz

Einen Wimpernschlag lang,
das Verwehen und Vergehen
all der gemeinsamen Gefühle,
dann ging sie und nahm ihr Herz gleich mit.
Und er blieb zurück,
das Feuer in beiden Händen
und es brannte ein Zeichen in seine Seele,
während das Alte in einen See aus Schmerz fiel.
Und ganz vorsichtig und leise
lief die Zeit an ihm vorbei,
denn er schien zu schlafen,
alles stand nun still,
für eine kleine Ewigkeit,
doch das Leben hat keinen Anfang und kein Ende,
und das Neue wartet schon,
unerkannt und ungeduldig,
voller Sehnsucht wie die Braut,
die den Bräutigam erwartet.


Dancing With Strangers

Auf der Wiese meines Lebens,
blühen einzig Kostbarkeiten,
wachsen, gedeihen, vergehen,
fallen ins Gewicht,
manchmal unbemerkt und ungesehen,
verschenke ich ihr Geschenk an mich,
doch nichts geht hier verloren,
alles kehrt an seinen Platz zurück,
oftmals auf einem Fluss von Tränen,
manchmal auch im Wirbelsturm der Freude
oder in der heiligen Stille des Moments,
denn das Ewige treibt ständig feine Triebe
in meine viel zu harte Brust
und der Geist von etwas lang Vergessenem
wartet auf den letzten Tanz.

Bei Licht betrachtet

Wenn ich in dunklen Stunden
meine Tränen dumpf betrachte,
fehlt nur der Lichtstrahl
und in ihrer Fülle lässt sich baden,
durch ein Funkeln, Leuchten, Strahlen
tanzt dann Freude aus jener Tiefe
und wie das Lachen des ewigen Kindes,
zwinkert es mir zu
und ich bin frei.

Stimmungen

Stimmungen umwehen uns wie Düfte
Sie kommen ungerufen, unverdächtig,
manchmal gar übermächtig
wir tauchen in sie ein und lauschen ihrem Rauschen
bis wir umnebelt uns selbst in ihnen erkennen
und schweben nur scheinbar durch ferne Lüfte
mal leicht, mal schwer, mal dunkel und hell,
eine grenzenlose Farbpalette
sie sind wie Kinderspielzeuge sind, kunstvoll und verlockend
und füllen die Stille mit Lachen, Weinen und Geschrei,
doch ich frag mich immer wenn der Duft verweht,
sind sie wirklich oder bin nur ich so verdreht.

Am Himmel

Am Himmel stehen Wolken
Grau schillernd eingekleidet
Durchleuchtet von der fahlen Novembersonne
Sie stehen dicht an dicht, manche drängen sich zusammen
Und verlieren sich im neuen Ganzen
Manche treten in den Vordergrund in einzigartigen Formen
Wie Künstler, die im Rampenlicht erkannt und endlich sichtbar werden.
Spürbar wird die luftige Entfernung die sich zwischen ihnen öffnet,
und drei Dimensionen werden endlich greifbar
Dies Bild schenkt uns auf Erden eine Ahnung
Von der Fülle all der unbewussten Räume
Nähe, Ferne wandeln sich im Innern wie im Äußern,
ermessen sich im Zusammenspiel von Form und Farbe,
die sich gleichsam ändern
und Fäden verbinden zauberhaft und heimlich all die losen Dinge
Öffnen wir all den Wundern unsere Sinne,
so atmet uns die ewige Liebe
und Raum und Zeit sind bloße Spielpartner im endlichen Spiel des Lebens.
Und im Tanz der Rollen unseres Daseins kommt endlich unser Geist zur Ruh.


Ausschnitte aus Lehrtexten:

Der Atem
der Ausgangspunkt zur Lebendigkeit

Wollen wir geheimnisvoll beginnen? Was ist die erste und wichtigste Aktivität, wenn wir in dieses Leben hineingeboren werden und uns damit verbinden? Womit tauschen wir uns gleich zu Anfang aus. Was liegt noch vor dem ersten Schrei und ist die Grundlage für ihn? Dieses Etwas ist uns oft gar nicht bewusst. Ja, wir unterschätzen es sowohl in seiner Notwendigkeit, wie auch in seiner Qualität und Vielschichtigkeit: der Atem. Mit ihm beginnen wir Säugetiere unser Leben. Immerhin „schwimmen“ wir ja auch in einem Meer aus Luft, aus dem wir gleich den Nahrungsstoff O2, auch Sauerstoff genannt, herausfiltern. Hierbei handelt es sich tatsächlich um unser Hauptnahrungsmittel!
Obst, Gemüse, Fleisch?! Ohne feste Nahrung überlebt ein normaler Mensch bis zu zwei Wochen. Ohne Wasser - wir bestehen immerhin fast nur aus Wasser - können normale Menschen nur noch einige Tage überleben.
Doch das wichtigste Grundnahrungsmittel ist die Atemluft, vom Sauerstoff sind wir so abhängig, dass wir nur einige Minuten ohne ihn auskommen. Und der Atemvorgang kommt als Geschenk daher. Er geschieht einfach, vergleichbar mit einem Reflex. Und wie alles, was einfach so da ist, wird er gerne als selbstverständlich angesehen und sein vielschichtiger Wert übersehen. Dabei ist er viel mehr als die Quelle allen menschlichen Lebens und die Ursache faszinierender Wunder, die in uns stattfinden. Er ist ein Spiegel der Vollkommenheit in der Natur. Durch den Prozess des Atmens verbinden wir uns ständig mit der Umwelt. Wir atmen nährendes O2 ein, dass uns die Pflanzen zur Verfügung stellen und stellen mit CO2 unsererseits den Pflanzen Nahrung zur Verfügung. Wenn wir uns die menschlichen Lungen anschauen, ähneln sie übrigens auf frappierende Weise Bäumen, die von oben nach unten in den Körper wachsen – mit dicken Stämmen, die sich in jeweils zwei große Äste aufspalten und sich in 24 kleinere Äste teilen.

 

Buchausschnitt:
Shanshara
das Liebeskummerheilbuch der kantonischen Asymeniten
- Das einzig wahre, hilfreiche und wirklich, wirklich wirksame und trotzdem total unterhaltsame, ganz unglaublich wichtige, sehr lehrreiche und unverzichtbare, weil allein selig machende Hauptwerk der Menschheit über den schmerzhaftesten Spielplatz der Welt

Dieses Buch ist kein weiser Ratgeber, auch wenn es sich auf hinterlistige und verführerische Weise tarnt und erst mal so tut, als ob. Sich wichtig macht - denn wichtig ist heutzutage meist richtig - ganz im Sinne des aktuellen Zeitgeists. Auf die Verpackung und den Unterhaltungswert kommt es an.
Und so bedeutet das kantonische Wort Shanshara eben nicht „heilige Blume des Herzens“, sondern ist bloß ein einfacher Werbetrick um all jene abzugreifen, die auf solch exotisch klingende, esoterische Titel stehen.
Immerhin eine wirklich relevante Zielgruppe für Bücher dieser Art. Wirtschaftlich gesehen wäre es geradezu ein Verbrechen gewesen auf sie zu verzichten. Und auch menschlich gesehen ist es durchaus aller Ehren wert jede Randgruppe zu integrieren – koste es sie, was es wolle. Denn alle Wesen verdienen Aufmerksamkeit, Verständnis und Zuspruch, gerade die Verzweifelten, Verirrten und Suchenden. Da werden doch auch die Erleuchteten nichts dagegen haben.
In diesem Zusammenhang sei auch gleich darauf hingewiesen, dass es natürlich keine kantonischen Asymeniten gibt. Wer das geglaubt hat, sollte jetzt bitte sofort, gleich im Buchladen, dem Verkäufer an der Kasse den Zettel in die Hand drücken, auf dem der Name von der Klinik steht, aus der er ausgebüchst ist. Oder sofort in die Kinderbuchabteilung zurück gehen, denn deine Mama sucht dich sicher schon und solche Bücher verstehst du doch noch gar nicht, die sind ganz pfui! 
Denn dieses Werk wurde von jemandem geschrieben, der bereit und willens war, sich in die Abgründe des menschlichen Geistes zu begeben. Ein Mensch, der völlig skrupellos alle möglichen und unmöglichen Ideen der Menschheitsgeschichte sammelte und sich dabei sowohl bei den Lebenden, aber vor allem mit Genuss bei den Toten bedienen hat. Ziemlich eklig, nicht wahr?! Dieser Verrückte ist in die Gräber des Wissens und der Phantasie gestiegen, wo sich auch dunkle Gedanken und finstere Folgen herumtreiben, immer auf der Suche nach neuer Beute. Doch damit nicht genug – alles was hier zu lesen sein wird, ist eine subjektive Auswahl an Ideen, Gedanken, Glaubenssätzen und Visionen angereichert mit eigenwilligen Ansichten fragwürdiger Herkunft.
Und das alles um eine Krankheit zu bekämpfen, die die Menschheit seit Beginn der Zeit in einem tödlichen Würgegriff hält, eine Krankheit teuflischer als Krebs, tückischer als Alzheimer, schmerzhafter als Darmverschluss, es ist die Geißel der Menschheit schlechthin:
Die Krankheit der Liebe.

Einführung

Und wenn Sie im Augenblick darin lesen, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Sie die Leiden der Liebe kennen und möglicherweise gerade selbst infiziert sind und Hilfe suchen.
Aus diesem Anliegen resultiert nun die hier vorliegende, geradezu Faustische Reise durch die Kulturgeschichte dieser Welt und deren geballte Sicht auf die Liebe und ihre leidvollen Folgen. Faust ist übrigens der Typ, der eine Wette mit dem Teufel eingeht, weil ihn eigentlich das Leben langweilt, und er das Gefühl hat, schon alles gesehen und erlebt zu haben. Und er bietet dem Teufel seine Seele an , wenn dieser ihm auf Erden einen Augenblick verschafft, der ihn wirklich ganz erfüllt. Einen Moment zu dem er sagen kann: „verweile doch, du bist so schön....“ Also eigentlich der ultimative Mensch – der Zeitgeistmensch schlechthin, immer auf der Suche nach dem größten Kick, der ihn endlich mal ganz befriedigt. Und so führt ihn der Teufel durch alle Bereiche der Welt, die uns emotional Lust verschaffen, auch in die Liebe.
Und genau so reisen wir durch die Welt der menschlichen Liebe. Sowohl inhaltlich wie sprachlich wird es eine äußerst abwechslungsreiche Reise werden – Sie werden unzähligen großen Texte und Ideen der Philosophie, der Psychologie und der Literatur begegnen, solange bis Sie genug haben oder weise sind. Aber auch sprachlichen und inhaltlichen Tiefflügen, die ihren guten Geschmack verstören und die niederen Instinkte aufs angenehmste und billigste befriedigen werden. Dieses Buch hat keinen Stil, schon gar keinen einheitlichen, ganz wie die Liebe und der Liebeskummer. Ebenso sprunghaft und unberechenbar wechselt es mit den unterschiedlichen Geistern und Gedanken immer wieder seine Form und seine Stimmung.
Wie das Leben und die Liebe werden Ihre Erwartungen befriedigt, übertroffen und enttäuscht werden. Dieses Buch ist zärtlich, aber auch hart und gerecht.
Es hat drei wesentliche Mittel um den Liebeskummer zu bearbeiten:
1. Unterhaltung
2. Wissen und Information
3. Aufforderung zur eigenen Meinung, zum eigenen Fühlen, zum Selbst-Bewusst-Sein

Und am Ende, dies sei vorweg genommen, werden sie sowieso wieder alleine sein. Alleine mit all ihren Möglichkeiten und Grenzen. Und im besten Fall werden Sie sich ein bisschen besser verstehen und mutiger werden und Verständnis für das seltsame Leben entfalten und neue, eigene Visionen und Ideen entwickeln....na, glauben Sie daran?! Hoffentlich..., denn Hoffnung ist ein guter Anfang, vor allem, wenn man irgendwo fest hängt.

Mann, Frau oder irgendwie so was in der Richtung....

Was halten Sie vom Unterschied der Geschlechter?! Psychologen, Fernsehstars, Showmaster, Magazine, ja, die gesamte Sittengeschichte der Menschheit ist voll spannender Auskünfte und Berichte über das so unterschiedliche Verhalten und die  trennenden Bereiche der Geschlechter. Was ist dran?! Rein äußerlich gesehen, ist die Sache klar – es gibt tatsächlich sichtbare Zeichen für die Unterschiede, die uns in Mann und Frau, in Hund und Katze, in hell und dunkel oder in andere Gegensätze trennen. Aber, bevor wir die Sache zu umfangreich angehen, noch ein kleiner, zarter Hinweis, der gerne bei den Festlegungen und Diskussionen übersehen wird: dieser trennende Unterschied hat meist die Funktion zu verbinden! Für die Unbedarften - rein physisch funktioniert über diese scheinbaren Gegensätze nachher die erfüllende, aber auch spannungsgeladene körperliche Vereinigung – siehe Kapitel 6! Vielleicht wäre das bei den geistigen und emotionalen Gegensätzen der Weg zu Lösungen, wenn wir uns an das Verbindende erinnern. Wir leben in der Welt der Gegensätze - vielleicht ist nämlich das scheinbar Trennende immer das Verbindende?!

Zu einfach?! Wer weiß....

Wenn am Männerstammtisch über die Eigenheiten von Frauen debattiert wird und beim Sekretärinnenbrunch über die seltsamen Verhaltensweisen der Männchen hergezogen wird, finden wir natürlich auch einen gewissen Wahrheitsgehalt darin. Und wenn es sich nur um kleinste kaum wahrnehmbare Teilchen handelt. Natürlich gibt es äußere und innere Unterschiede, die durch Erziehung, Umfeld, Körperbau und physische Ausrichtungen und Ziele schon seit Urzeiten angelegt waren und sind. Nachweislich wirken in uns sogar noch ganz alte, eher unbewusste Informationen nach, die laut Wissenschaft möglicherweise aus tierischen Zeiten oder frühgeschichtlichen Epochen der Jäger und Sammler stammen und in unseren Genen oder in der Kulturgeschichte weitergereicht werden. Zeiten, wo Männlein und Weiblein definitiv unterschiedliche Aufgaben zu lösen hatten.

Und leider, leider kommt noch etwas erschwerend dazu. Schaut man sich unser seltsames Verhalten genauer an, so scheint in jeder Frau auch ein Mann zu stecken und vice versa, in jedem Mann eine Frau. Wie stark können Männer in einigen Lebenssituationen wirken und wie hilfsbedürftig schwach in anderen. Wie dominant treten Frauen teilweise auf und verwandeln sich Momente später in anlehnungsbedürftige, hilflose Kreaturen. Und wie ähnlich sieht das Rollenverhalten und die Empfindungswelt aus, wenn Mann oder Frau die Rollen tauschen. Wenn die Frau zum Arbeitstier wird, zur Fighterin im Sport. Was ist härter als Männerhandball? – Frauenhandball! Oder waren Sie schon mal in einer Männerselbstfindungsgruppe – soviel penetrantes ausdauerndes Getratsche über die eigenen Befindlichkeiten kann kein Zickenkaffeeklatsch toppen. Oder schauen Sie sich nur mal Lesben- und Schwulenpartnerschaften an! Überraschung! Da passiert tatsächlich auch nichts anderes als bei den Heteros. Bewegen wir uns in den selben, ähnlichen Rollenbildern, Haltungen und Besitzansprüchen kommen auch ähnliche Ergebnisse zustande. Alles nur Tradition und kulturelle Einflüsse? Oder doch die Festlegung der Natur?! Und was ist nun natürlich? Wer weiß?


Ausschnitt aus dem Drehbuch „Rollenspiele“ (Mitautorin: Stefanie Ströbele)

1. Bild    Unter dem Vorspann                      I/N

Ein alter VHS-Videofilm, vergilbt. Aufgenommen in typischer Heim-Filmmanier von der jungen Teresa: wacklige Kamerabilder, teilweise unscharf, manchmal wird der Boden aus Versehen gefilmt. Teresa, Nina als Kind (5 Jahre) und der Vater befinden sich gerade in einem Hotelzimmer. Es ist Abend. Während Teresa eine Gutenachtgeschichte („Der Drache mit dem Kaffeekrug“ von M. Kyber) erzählt, versucht sie Nina zu filmen. Der Zuschauer sieht das Geschehen nur aus der Perspektive der VHS -Kamera, die Teresa bedient. Die Kamera ist neu und wird zum ersten Mal ausprobiert. Das Verpackungsmaterial liegt herum. Nina sitzt auf dem Sofa, der Vater liegt im verschwitzten Technikerlook auf dem Bett. Teresas Stimme kommt Anfangs aus dem off.

    TERESA:
                                                           (filmt und kriecht auf dem Boden um das Sofa, sie schiebt das Märchenbuch vor sich her) Und so gab es nur einen Weg auf dem das kleine Mädchen aus dem Wald herausfinden konnte, doch dort lauerte der schreckliche Drache...   
   
    NINA:
    Was ist denn ein Drache?

    Teresa:
    Ein Drache ist ein Wesen mit ziemlich schlechten Manieren. Er spuckt Feuer und frisst Menschen und Tiere, und ist auch sonst sehr ungezogen. Er hat eben nur eine Drachenerziehung genossen. Nina... rutsch doch mal etwas mehr nach rechts...

    Nina:
    Nicht filmen, Mama, erzählen!

    TERESA:
    Ja, ja... Nina, noch mehr nach rechts...

    NINA:
    (rutscht) Mama... Was kann man denn gegen den Drachen tun?

    TERESA:
    Man muss seinen Engel rufen. (Teresa schwenkt versehentlich mit der Kamera ins Märchenbuch) Engel kommen immer, wenn man sie ruft. (die Asche fällt ihr von der Zigarette ins Buch) Mist!

    VATER:
    Teresa benutz doch einen Aschenbecher!

    NINA:
    Mama weiter! Ist der Engel gekommen?

    TERESA:
    (legt die Kamera auf den Tisch, Nina ist jetzt schräg im Bild, Teresas nimmt das Buch, man hört ihre Stimme, sie liest jetzt) Ja, der Engel ist gekommen und das kleine Mädchen sagte: „Ich möchte aber gerne vor der Nacht zu Hause sein und wenn du mich behütest, wird es schon gehen. Vielleicht ist der Drache auch gerade spazieren gegangen und ich seh ihn gar nicht." „Das sagen viele, wenn sie einem Drachenweg gehen", meinte der Engel. „Aber der Drache ist nicht spazieren gegangen. Er sitzt, wo er immer sitzt, und du wirst ihn sehen müssen."
Es klopft von außen.
    TERESA:
    (ruft nach draußen) Ja?

    STIMME:
    Teresa, du bist dran! Bitte in zehn Minuten drehfertig!

    NINA:
    Ich will aber meine Geschichte hören!

    TERESA:
    (setzt sich neben Nina) Dann aber schnell. Und der Engel sagte: „Ich werde dich beschützen. Aber zwei Dinge darfst du nicht vergessen, wenn du deinem Drachen begegnest. Du darfst keine Angst vor ihm zeigen und du musst an mich denken. Nur dann kann ich helfen.

    NINA:   
    Und ist dann der Drache gekommen?

    TERESA:
    (steht auf und fängt an sich anzuziehen, ihre Beine und Hüfte kreuzen immer wieder die Kamera) Oh, ja. Und er sah schrecklich aus, mit seinem schillernden Schuppenschwanz, den gezackten Flügeln und den langen Krallen an den Tatzen. (sucht etwas in ihrer Tasche) Und was glaubst du, machte das kleine Mädchen, als es solche Angst hatte?

NINA:
    Es hat an seinen Engel gedacht?

    TERESA:   
    Genau, mein Schatz. Und der Engel kam mit einem leuchtenden Schwert und stellte sich vor das kleine Mädchen. Und weil es keine Angst hatte, wurde der Drache plötzlich ganz klein, wie ein Dackel oder die Meerschweinchen von deiner Freundin Sabine, Und nun konnte man auch sehen, dass der Drache sehr unglücklich war, weil niemand ihn mochte. Da hatte das kleine Mädchen Mitleid und gab ihm von seinem Zwieback zu fressen und von ihrem Kaffee zu trinken. Und alle Tiere und Menschen waren jetzt vor ihm sicher, denn er blieb für immer klein. (gibt Nina eine Kuss) So, und jetzt muss ich gehen. Tschüß, meine Kleine (geht)

    NINA:
    (sieht ihr nach) Mama...? (steht auf und tapst zum Vater) Papa, darf ich zu dir ins Bett?

    VATER:
    Nicht jetzt. Ich muss schlafen.


Das Bild wird schwarz, die Titel laufen weiter.

2. Bild    Hotel / Bar                                  I/T

Unter der Szene liegt Agentenmusik. Später Nachmittag. Schwarzes Bild. Die Kamera befindet sich in der Tiefe einer Frauenhandtasche. Eine Hand holt einen Spiegel raus. Der Spiegel wird aufgeklappt und man sieht die Augen einer schönen Frau. Nina sitzt in der Bar an einem Tisch. Sie ist elegant gekleidet und wirkt sicher und souverän. über der Bar ist ein Fernseher angebracht. Berichte und Spielszenen zu Fußballspielen laufen ohne Ton. Mark Hoffmann interviewt Franz Beckenbauer. Ein attraktiver, gut angezogener Mann kommt rein. Er hat in seinem Gang und seinen Bewegungen etwas sehr Selbstsicheres und auch Eitles. Ninas Gesicht spannt sich. Sie folgt ihm mit dem Blick. Er geht zur Theke und setzt sich auf einen Barhocker.

    Mann:
    Einen Whisky bitte..

Der Kellner schenkt ein. Der Mann trinkt und sieht in den Spiegel, der die Bar einfasst. Er lächelt sich im Spiegel zu und fährt sich routiniert durch die Haare. plötzlich begegnet er Ninas Blick im Spiegel. Nina hält seinem Blick stand, dann erscheint ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht. Er lächelt gännerhaft und siegesbewusst zurück. Noch immer lächelnd senkt er den Blick und trinkt einen Schluck aus seinem Glas. Man merkt ihm die Zufriedenheit über seine Wirkung an. Dann sieht er wieder in den Spiegel. Nina ist verschwunden. plötzlich klopft ihm jemand auf die Schulter. Er fährt herum. Nina steht neben ihm.

    NINA:
    Kennen wir uns?

Er ist irritiert über die plötzliche Offensive der Frau. Damit hat er nicht gerechnet.

    Mann:
    Nein... vielleicht... ich weiß nicht....

    NINA:
    Ich könnte schwören, dass wir uns schon mal begegnet sind.

    Mann:
    Und wo war das?

    NINA:
Sie haben wunderschöne Augen...

    Mann:
    Ah ja?...

    NINA:
    Sie gefallen mir. (Pause) Irritiert Sie das?

    Mann:
    (irritiert) Warum sollte mich das irritieren?

Er holt aus seiner Jackettasche einen Autoschlüssel raus. Es ist der Schlüssel eines Ferrari. Etwas nervös spielt er mit dem Bund. Er grinst sie an. Die Situation ist für ihn ungewohnt, aber er fühlt sich geschmeichelt.
    NINA:
    Sie haben Recht. Sie sehen nicht gerade aus wie ein verklemmter kleiner Beamter... (er lacht, sie nimmt den Schlüssel) Ist das ein Firmenwagen?...

   
Mann:
     Nein... das ist meiner.... privat...

Die Kamera fährt auf die Handtasche von Nina. Sie ist leicht geöffnet. Drin liegt ein kleines Aufnahmegerät. Es ist eingeschaltet. Das Band läuft.


3. Bild    STADION / Fernsehstudio                  I/T

Mark beendet das Interview mit Beckenbauer, bedankt sich. Eine Mitarbeiterin kommt auf ihn zu gelaufen, während er noch einmal nachgeschminkt wird.
                                                       
    MITARBEITERIN:
    Mark, Ihre Mutter hat wieder angerufen. Ihrem Vater scheint es nicht gut zu gehen.

    Regiestimme aus dem OFF:
    Mark? Bist du so weit?  Wir starten mit der Moderation zum dritten Spiel!
                                                       
                                                       MARK:
Ja, ja.... (zur Maskenbildnerin) Nicht weglaufen. Ich bin gleich wieder da.

    Maskenbildnerin:
    Ich lauf nicht weg!

    Mark:
     (frech) Ich weiß...
    (nimmt die Mitarbeiterin zur Seite, scharf)
    Ich hatte Ihnen gesagt, dass ich mit dieser Sache nicht mehr belästigt werden möchte! Und wenn meine Mutter wieder anruft, sagen Sie ihr, mein Vater braucht mich nicht. Der kommt mit seinen Wehwehchen ganz gut alleine klar. Verstanden?
 

4. Bild        HOTEL / Bar                                 I/N

Nina und der Mann sitzen immer noch an der Theke der Bar. Vor ihr steht inzwischen auch ein Glas Whisky. Sie fährt langsam mit ihrem Fuß an seinem Bein auf und ab. Seine Hand liegt auf ihrem Knie. Er ist schon ziemlich erregt und leicht betrunken.
 
    Mann:
    ...seit ich das Ressort übernommen habe, beläuft sich unser Auslandszuwachs auf über 33 Prozent. Das ist eine Umsatzsteigerung von 16, 2 Millionen im Jahr. Wir liegen damit sogar vor den Japanern. Die kleinen, gelben Schlitzaugen kotzen zur Zeit gewaltig ab. (sie steht auf und sieht ihn an, er ist rritiert) Was ist?
   
    NINA:
    Sie erregen mich...

    MANN:
    (verwirrt) Was?
   
    NINA
    Ja...

    MANN:
    Und..äh... was...?
   
    NINA:
In fünf Minuten auf der Damentoilette. Erste Kabine rechts, und - ich bin es nicht gewohnt zu warten.

Sie dreht sich um und geht raus. Er starrt ihr verblüfft hinterher. Dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er sieht auf die Uhr, nimmt sein Glas und trinkt.

   
5. Bild    HOTEL / Flur                              I/N

Der Mann steht vor der Damentoilette. Er sieht sich um, dann öffnet er vorsichtig die Tür. Im Vorraum der Toilette ist niemand zu sehen. Er geht vorsichtig rein. Die Tür fällt ins Schloss. Nina kommt aus einer Ecke, außerhalb der Toilette - sie hat ihn beobachtet - und geht in Richtung Ausgang.


6. Bild    HOTEL / Toilettenraum                      I/N

Der Mann steht vor der verabredeten Toilettenkabine. Er klopft leise.

    Mann:
    Hallo! Ich bin da!

Er öffnet die Tür, die Kabine ist leer. Er geht zur nächsten Kabine und klopft, sie ist verschlossen.
                                                      
    Mann:
    Mach auf! Ich bin´s!

Auf der Toilette sitzt eine ältere Dame. Sie beginnt zu schreien. Eine zweite Frau kommt rein. Der Mann starrt panisch in beide Richtungen.


7. Bild    Parkplatz                                    A/T

Nina geht zu ihrem Auto. Sie öffnet den Wagen und steigt ein. Drin zieht sie sich die blonde Perücke vom Kopf, greift in ihre Handtasche, holt das Aufnahmegerät raus, drückt auf stop. Dann startet sie den Wagen.